Prolog. Wie es war Viele Jahre lang hatten wir kaum etwas zu deuteln an Billingham. Nur das erratische Lieferverhalten bereitete uns etwas Kummer. Manchmal flutschte der Warennachschub wie in einem Nu. Häufiger aber mußte man gefühlte Ewigkeiten warten. Doch die Produkte der Manufaktur waren und sind von exzellenter Qualität! Die Gewebe aus Canvas wie FibreNyte haben gleichbleibende Struktur, Haptik und Farben. Auch die drei unterschiedlichen Färbungen des Leders, das Billingham für die Taschen verwendet, blieben konstant farbtreu. Falls es hier Abweichungen gab, waren sie jedenfalls nicht augenfällig. Wir bekennen Farbe. Geständnis Nie haben wir Lieferungen auf Farbtreue kontrolliert. Wozu auch? War ja bislang alles wie gewohnt. Und wirklich vergleichen kann man sowieso erst, wenn die Plastikbeutel, in welchen Billingham die Produkte staubgeschützt liefert, entfernt werden. Machen wir aber bei Neuware eigentlich nie. Gestehen wir es ein, wir waren nicht wachsam genug. Tan. Heute anders als früher Jahrzehntelang blieb die Farbe Tan das, was sie im Englischen bedeutet: Sonnenbräune. Ein eher helles und freundliches, leicht rötliches, daher warmtoniges Hellbraun. Der Zorn eines Kunden war nötig, uns die Augen zu öffnen: Seit relativ kurzer Zeit — vermutlich mit den in kurzen Abständen folgenden "Stapelläufen" der drei Hadley-Modelle One, Small Pro und Pro 2020 — hat sich das helle Tan in ein deutlich dunkleres Braun gewandelt. Tendenziell Vollmilchschokolade, statt Sonnenbräune. Hier ein Vergleich Alt gegen Neu:  Deutlich, gell? Unten das helle Tan eines schon länger genutzten Billingham Schulterpolsters SP50 im "alten" und typischen Tan. Darüber ein Paar Ersatz-Frontriemen für die Hadley One. Ebenfalls Tan. Jedenfalls nominell. Und nein, beim dunklen Braun der Riemen handelt es sich mitnichten um Billinghams Lederfarbe Chocolate. Letztere ist noch dunkler, weniger rötlich und sieht eher aus wie Bitterschokolade. Nochmals nein: Die Farben der RAW-Datei wurden nicht nachbearbeitet. Marginal erhöht wurden Mittelton-Kontrast, Helligkeit und Kontrast. Es folgten Unscharf-Maskierung und Bestimmung des Bildausschnitts. Zum Schluß wurden ein paar Staubpunkte ausgefleckt und der Ausschnitt nochmals leicht nachgeschärft. Des Schicksals Gnadenversuch. Gescheitert Eigentlich erwischte es uns nicht eiskalt. Denn in Person eines sehr erbosten Kunden versuchte das gnädige Schicksal, uns wachzurütteln, Zitat: "Das Leder der Canvas Khaki Tan ist bei meiner Tasche in einem künstlich aussehenden dunklen Braun, während meine Billingham Airline (Anmerkung: Stowaway Airline, die wir nicht anbieten) ein schönes natürliches helles Leder aufweist, sowie ich es auch von Abbildungen her kenne. Ich kann mir nur schlecht vorstellen, das die Fa. Billingham solche Fertigungsschwankungen nicht bekannt gibt." Auch wir konnten uns das nicht vorstellen. Deshalb reagierten wir grundfalsch. Faselten von Farben, die sich im Internet nicht korrekt darstellen lassen, daß ja wohl beinahe niemand einen farbabgestimmten (kalibrierten) Bildschirm verwende, daß Billinghams Werksfotos (die wir nutzen) zu unterschiedlichen Zeiten und Lichtverhältnissen aufgenommen werden, weshalb die Farben in den Fotos etwas unterschiedlich ausfallen, oder daß sich das Tan der älteren Stowaway Airline über die Zeit aufgehellt hätte. In diesem Fall alles Unfug. Entsprechend sauer reagierte der Kunde, Zitat: "Aus meiner Sicht ist das Irreführung. Im Juristen Deutsch ist das „Nichterfüllung Zugesicherter Eigenschaften“. Und das Sie nicht denken ich würde eine Aufhellung nicht von einer bewusst herbeigeführten Farbgebung unterscheiden können sende ich noch ein Bild zum Vergleich." Wir schmollten still vor uns hin. Erst Monate später, erschloß sich uns, wie recht doch der Kunde hatte — siehe nächster Absatz. Als der Groschen fiel. Endlich Ein gutes halbes Jahr nach dem unschönen Vorfall bemerkten wir endlich, daß wir Neuware auf Lager haben, deren Tan mal hell (wie es immer war und wie es der Kunde haben wollte), mal deutlich dunkler ausfällt. Eine Kleinigkeit? Keineswegs! Die Abweichung hat Auswirkungen in der Praxis. Und zwar vor allem bei Ergänzungs- oder Ersatzbestellung von Lederteilen wie Schulterpolster oder Frontriemen, aber auch bei nachträglichem Kauf von Zubehörtaschen, die ja ebenso mit Leder besetzt sind. Vor allem ist da der klassische Fall, daß Kunden zu einer neuen Tasche gleich ein Schulterpolster mitkaufen. Wer möchte schon eine Billingham Fototasche haben, deren diverse Leder-Elemente deutlich unterschiedliche Tan-Färbungen aufweisen? | Die Tan-Toleranz. Ernüchternd Wir wandten uns an Billingham. Dort befindet man die Farbunterschiede als innerhalb der Toleranz liegend. Welcher Toleranz, wurde nicht dargelegt. Hier die — nach Jahren freundlichster Zusammenarbeit — ungewöhnlich schroffe, abschließende Antwort von Billingham: "Dear Detlef We have found the leather does change in colour however it is still within our tolerances. Leather is difficult to always guarantee an exact match as it is a natural product and we can't control the results of the dying process. Leather can be seasonal and therefore it may be lighter or darker over the next few months when we have new hides delivered, however this is never guaranteed. There will also be a colour difference due to different dye batches and different hides being used. Also your customers will find that the leather will also change colour over time & usage. Apologies that this may not be the answer you were hoping for." In der Tat, dies war nicht die erhoffte, sondern eine ziemlich ernüchternde Antwort. Nichts gegen kleine Schwankungen. Doch so dunkel wie jetzt war Tan nie zuvor. Gleich, ob neu oder schon gebraucht. Warum es nicht schon früher solch erhebliche Abweichungen gab, erklärt Billingham nicht. Die hätte es, wenn man immer schon mit Toleranzen arbeitete, ja hin und wieder geben müssen. Gab es aber nicht. Jedenfalls nicht so deutlich. Übrigens erteilte Billingham uns die schroffe Auskunft, obwohl wir den Fall dieses Kunden geschildert hatten. Verwechslung. Nicht ausgeschlossen Wir entschuldigten uns beim seinerzeit erzürnten Kunden und berichteten ihm über Billinghams Standpunkt. Dabei fragten wir u.a., ob wir sein damaliges Vergleichsfoto auf dieser Seite zeigen dürfen (das wurde nicht gestattet, deshalb unsere eigene Vergleichsaufnahme). Bei dieser Gelegenheit lieferte der Kunde uns ein enorm wichtiges Argument gegen Billinghams Tan-Toleranz: Verwechslungsgefahr! Der Kunde ließ sich nämlich nicht davon abbringen, daß wir ihm seinerzeit die Ausführung in FibreNyte (Khaki) mit Leder in Chocolate geschickt hätten — statt der bestellten Version in Canvas (Khaki) mit Leder in Tan. Hier irrte nun der Kunde. Er hätte es selbst überprüfen können: An jeder neuen Billingham Tasche hängen Etiketten, aus welchen u.a. Modellbezeichnung, Farbkombination und vor allem die jeweils nur einmal vergebene Seriennummer der Tasche (wie sie bei Systemkameras und Objektiven üblich ist) hervorgehen.  Im Tascheninneren ist ein Etikett mit der zehnstelligen Seriennummer eingenäht, siehe Bild. Es gibt also Möglichkeiten, Taschen detailliert von Billingham prüfen und als echt bestätigen zu lassen. Soweit klar? Trotzdem, welchen Sinn macht es noch, zwei unterschiedliche Farbkombinationen der gleichen Tasche anzubieten, deren Stoffwände jeweils in Farbe Khaki gehalten sind (obwohl einmal aus Canvas, das andere Mal aus FibreNyte), wenn sich die Lederfarben inzwischen zu sehr ähneln? Bei dieser Gelegenheit: Wer den beiden vorgenannten Links zu den Taschen in Canvas und in FibreNyte folgt, wird sicherlich staunen: Die Produktfotos zeigen doch sehr unterschiedliche Brauntöne des Leders! Tja, wir benutzen natürlich die von Billingham zur Verfügung gestellten Werksaufnahmen. Und die zeigen ganz nebenbei, wie sich Tan und Chocolate einmal unterschieden haben. Locker. Und verbissen Einerseits geht die Manufaktur mit dem Problem zu locker um. Andererseits besteht sie verbissen auf ihrer niemals zuvor kommunizierten, merkwürdig weit ausgelegten Farbtoleranz. In aller Offenheit: Liebe Manufaktur, auch wir können so sein: Ganz locker schreiben wir hier unsere Meinung. Und verbissen beharren wir darauf, daß diese Tan-Toleranz nun wirklich keine Glanzleistung ist. Wo du doch sonst alles sehr genau nimmst und vollkommen akkurat arbeitest. Also jetzt bitte nicht albern werden, ja! Zwischen zwei Fronten. Aufreibend Allein, jetzt stehen wir zwischen den Fronten. Unangenehm! Da ist Billingham, britisch-trocken, in dem Fall aber leider ohne den sprichwörtlichen Humor. Und da sind unsere bisherigen und künftigen Besitzer von Billingham-Produkten mit Leder in Tan. Sie sollten sich eigentlich darauf verlassen können, daß die freundliche Sonnenbräune dieses Leders nicht so ungemein unterschiedlich ausfällt. Zwar verweist Billingham darauf, daß der Färbeprozeß des Leders, weil ein Naturmaterial, nicht eng kontrolliert werden kann. Doch wir sind anderer Ansicht. Es ginge bestimmt in deutlich engeren Toleranzen. Um uns nicht in einem Zwiespalt aufzureiben, entstand diese Themenseite, Billinghams praxisfremder Tan-Toleranz gewidmet. Tan-Toleranz. Zu tolerieren Jetzt sind wir schlauer. Nützt nur nix. Und zwar weder uns noch unseren Kunden. Vorbeugend sei rundheraus gesagt: Es ist nicht möglich, Taschen und andere Artikel mit der Lederfarbe Tan so auszusuchen, daß Besteller nur die hellere (frühere) Tan-Variante erhalten. Es fällt zwar nicht leicht, aber wir alle müssen diese Tan-Toleranz leider tolerieren. Oder auf andere Farben ausweichen. Denn eine Billingham sollte es schon sein! Da gibt es für uns nach wie vor nichts zu deuteln. |